Gamescom 2012

Die Gamescom in Köln ist laut Wikipedia die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik, Computer- und Videospiele.
Seit 2009 findet diese Messe jährlich statt und löst die bis 2008 in Leipzig veranstaltete Games Convention ab.

Wie auch in den Vorjahren ist die Messe am ersten Veranstaltungstag nur für Fachbesucher und die Medien geöffnet. Als Softwareentwickler für Komponenten von Spielen und als 3D Modeller und Grafiker konnte ich an diesem Tag ebenfalls die Messe besuchen und hatte ebenfalls Zutritt zur Business Area.

Das die Hallen von 9:00 bis 19:00 Uhr (am Fachbesuchertag) bzw. bis 20:00 Uhr geöffnet sind erweist sich dabei als durchaus angemessen, denn um alle Hallen in Gänze durchzugehen braucht man schon einige Stunden. Kommt noch das ein oder andere Gespräch mit einem der Aussteller dazu wird die Zeit schon knapp. Dabei ist besonders abseits der „Hauptstraßen“ oft viel interessantes zu finden, kleine Entwickler und Teams die sich keine prominenten Ausstellungsflächen leisten können sind dort häufig zu finden.

Durch die Zugangsbeschränkung am ersten Tag sind die Hallen angenehm leer und an den Ständen an denen man Probespielen kann sind keine unüberwindbar langen Schlangen. Lediglich einige wenige berühmte Titel mussten ihr Wartestrecken einrichten und es kam zu Wartezeiten im zweistelligen Minutenbereich.

Generell scheint der Trend in Richtung möglichst großer und eindrucksvoller Messestände zu gehen. Subjektiver Rekordhalter ist dabei der Stand zu Call of Duty – Black Ops II der gefühlte einhundert Meter lang ist.

Dieser Stand ist allerdings auch ein gutes Beispiel dafür, das kaum einer dieser Klötze mehr von aussen einsehbar ist, jeder bildet einen eigenen Bereich für sich und wartet im Inneren mit aufwändiger Architektur und auf das jeweilige Spiel abgestimmte Dekoration auf.

Einige der Stände waren dabei auch von der Aussenseite aufwändig gestaltet und augenscheinlich haben die Aussteller dieses Jahr bei einem Hersteller für LED-Videowände Rabatt bekommen, diese Elemente finden sich sehr häufig und in Größen zwischen einem halben Quadratmeter und den Ausmaßen kleiner Sportplätze.

Wie bereits erwähnt, sind aber nicht die großen Titel interessant, darüber erfährt man in den Medien ohnehin bereits genug, sondern die kleinen, unbekannten Entwicklungen über die man hier und da stolpert ohne vorher auch nur ein Wort darüber gehört zu haben.

Ein interessantes Beispiel dafür ist das Spiel Hawken, an dessen Stand wir uns sehr ausgiebig mit einem ehemaligen Pro-Gamer unterhalten haben. Den Titel haben wir auf der Gamescom zum ersten Mal gesehen und er hat beim kurzen Anspielen auch direkt überzeugt. Spielbar war der Multiplayerpart in dem die Spieler in riesigen Mechs gegeneinander angetreten sind. Die Bewegungssteuerung ist dabei sehr durchdacht und bietet einige Möglichkeiten die man zwar schon aus den Titeln der Unreal Reihe kennt (bspw. Dodge-Movement) kannte, die aber hervorragend zur Spielidee passen und den schnellen Kämpfen zusätzliche taktische Tiefe geben.

Nicht unbedingt ein kleiner, unscheinbarer Titel aber durchaus ein Spiel das auf einen kleinen Teil der Gamer-Gemeinde zielt ist XCOM – Enemy unknown, ein Remake des gleichnamigen Klassikers von 1994. Fans des Spiels und der Serie haben jahrelang auf eine Fortsetzung oder ein Remake gewartet und nachdem bekannt wurde das, der Titel XCOM der bereits seit einiger Zeit in der Entwicklung ist, eher ein Shooter als eine Weiterführung des klassischen Spielprinzips sein wird (was nicht unbedingt positiv aufgenommen wurde), wurde die Forderung immer lauter und Erleichterung war umso größer als das Spiel angekündigt wurde. Am Stand von 2K konnte eine ca. 30 minütige Demo angespielt werden die zeigt das dass Spielprinzip zwar nicht eins zu eins übernommen wurde aber dennoch die Wurzeln erkennbar sind. Leider zeigte die Demo nicht alle Teile des Spiels sodass beispielsweise der Basenaufbau noch nicht angetestet werden konnte. Offizieller Release-Termin ist der 12. Oktober 2012, das Spiel ist aber bereits vorbestellbar.

Neben den klassischen Genres gibt es auch immer wieder die ein oder andere Überraschung zu bestaunen die entweder durch ein absolut neues Spielprinzip, ein besonders interessantes Setting oder auch durch kuriose Eingabegeräte auffallen.

Ein Beispiel dafür wäre der rechts zu sehende Bahn-Simulator mit passender Bedienkonsole. Dabei ist es keine wenig verbreitete Idee Spiele mit einer passenden Bediengarnitur auszustatten, etliche Firmen stellen Sitz-Eingabegerät-Kombis an die für die gängigen Rennspiele das Spielerlebniss komplettieren.

Welche Blüten das treiben kann zeigt der Stand des Entwicklers des Landmaschinensimulators 2013. Dort war ein guter Teil des Cockpits eines modernen Traktors ausgestellt, leider wurde die Erwatung enttäuscht, zur Eingabe der Spielbefehle eignete sich dieses Exponat leider nicht.

Weniger themenbezogenes Spielmöbiliar fand sich nur wenige Meter weiter, eine kleine Firma stellt dort ihr Produkt für die Couchpotatoes unter den Gamer vor. Etwas versteckt, aber dennoch mit repräsentabler Ausstellungsfläche wird dort der couchmaster vorgestellt.

Der couchmaster ist ein Aufsatz für das heimische Sofa um bequem zum Beispiel am Fernseher spielen zu können und bietet Ablageflächen für Maus und Tastatur sowie Kabeldurchführungen um sich nicht zu verheddern. Allerdings ist das ganze nicht gerade günstig zu haben, offensichtlich ist dieser Kritikpunkt dem Hersteller bekannt, denn in der ausgelegten Umfrage wurde explizit gefragt ob der ausgeschriebene Preis zu hoch ist.

Neben Software und Eingabegeräten waren unter den Aussteller natürlich auch namhafte Vertreter der Hardwarebranche anwesend und präsentierten ihr Neuerung.
Das allerdings nicht jeder Hersteller seine Produkte problemfrei vorführen kann zeigt das Acer-Tablet links das während der Benutzung der Demo-Applikation plötzlich den Dienst quittierte oder der Stand von Sapphire wo man bei einem Gewinnspiel diverse Hardware gewinnen kann, sofern das Teilnahmesystem denn funktioniert und eine Eingabe an den ausliegenden Tablets möglich ist. Das sind allerdings kleine Problemchen die nur am Rande auftauchen und jeweils schnell beseitigt wurden.

Neben den Ständen der Aussteller gab es auch noch eine Fülle an Aktivitäten rund um die verschiedenen Spiele und Thematiken. Fast jedes Spiel war mit gut eingekleidetem Messepersonal vertreten.

Das aber nicht nur die Aussteller in der Lage sind ihre Angestellten in passende Kostüme zu stecken zeigen die, am Fachbesuchertag zwar spärlich vertretenen, Cosplayer die häufig sehr aufwändige Kostüme tragen und immer gerne für Fotos posieren. Die Entscheidung ob es nun Angestellte eines Publishers sind deren Kostüme für große Summen eingekauft wurden oder ob es Fans sind die in mühevoller Handarbeit ihre Kleidung selbst fertigen lässt sich dann nicht immer entscheiden. Qualitativ sind aber häufig die selbstgemachten Outfits besser, den „Fertigkostümen“ sieht man häufig an, das sie für den kurzen Gebrauch gedacht sind und nicht für den dauerhaften Einsatz.

Allerdings scheint es auch hier hin und wieder Leute mit seltsamen Einfällen zu geben sodass zum Beispiel folgende Gruppe zu bestaunen war.

Weitere Highlights waren die Retrospiele Abteilung mit verschiedenen alten Spielekonsolen und Spielautomaten sowie die Casemodding Meisterschaft.

Alles in allem lohnt sich der Besuch der Gamescom auf jeden Fall. Neben einem Überblick über die aktuellen Top-Titel hat man auch immer die Chance zwischen den großen Namen innovative neue Ideen zu entdecken (Ein wunderbares Beispiel waren die Jungs von Gray Lake, die mit einem Laptop-Bauchladen umhergingen und ihr selbstentwickeltes Spiel Omicron zum probespielen anboten). Dazu kommt, das man an einigen der Ständen auch nette Gespräche mit Entwicklern führen kann. Falls man an sowas interessiert ist, einfach mal fragen, häufiger als man denkt steht ein Programmierer oder Designer nur wenige Meter entfernt und fast immer sprechen sie gerne über ihr Produkt (So konnte ich am Stand von Bohemia Interactive ein kurzes Gespräch mit einem der Entwickler des DayZ Mod führen. Die Modifikation hat übrigens einen wichtigen Schritt in Richtung kommerzieller Titel geschafft und wurde von Bohemia Interactive, die für die ARMA Reihe verantwortlich sind, unter ihre Fittiche genommen.).

Legt man Wert auf möglichst viele Werbegeschenke, dann muss man nur die Shows an den vielen kleine Bühnen der großen Firmen besuchen und wird, wortwörtlich, mit T-Shirts, Lanyards und Infomaterial zugeworfen.

Die Businessarea, übrigens der einzige Bereich mit angenehmer Lautstärke, in den Hallen war es häufig unerträglich laut (schliesslich will jeder der lauteste sein), bietet zwar Ecken zum relaxen und ausruhen, ist sonst aber wenig sinnvoll sofern man keine direkten business-Anfragen hat oder mit Firmenvertretern verabredet ist. Dennoch bietet der Fachbesuchertag den Vorteil das, verglichen mit den öffentlichen Messetagen, nur ein Bruchteil der Besucher da ist, dadurch ist der gesamte Besuch weniger anstrengend auch wenn einige Shows an diesem Tag noch nicht stattfinden.

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall! (Egal ob Fachbesucher oder nicht…) Der Termin für nächstes Jahr ist auch schon vorgemerkt.